Auswirkungen von Gewässer-Renaturierungs-Maßnahmen auf die Gewässergüte und das Selbstreinigungsvermögen am Beispiel der Oster (Saarland)
a) Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben (E+E - Vorhaben)
Förderung durch das Bundesministerium für Umwelt und Reaktorsicherheit und das Umweltministerium des Saarlandes
Das Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft ist Träger des Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens "Osterrenaturierung". Die Oster (bei St. Wendel) ist ein kleines Fließgewässer, das technisch ausgebaut und begradigt war. Schmutz- und Regenwasser aus den Gemeinden im Einzugsgebiet wurden weitgehend unbehandelt eingeleitet. Für einen ausgewählten Abschnitt der Oster wurden zunächst die wesentlichen chemisch-physikalischen Güteparameter für den damaligen Zustand erhoben und analysiert. Dazu ist ein umfangreiches Messprogramm eingerichtet worden. Zwischen 1993 und 1995 wurde nach einem Vorentwurf der Arbeitsgruppe eine weitgehend naturnahe Umgestaltung des Gewässers selbst und der Talaue begonnen. Ab 1995 wurde eine zweite Messkampagne vorgenommen, um die Auswirkungen der Umbaumaßnahmen auf die Selbstreinigungskraft anhand der Güteparameter zu ermitteln. Seit 2000 sind mehrere Kläranlagen in Betrieb und eine dritte Untersuchungsphase in 2003 erfasste und bewertete die Auswirkungen der Gesamtmaßnahmen im Gebiet. Neben Hydrologie, Hydrochemie und Morphologie, die vom Fachgebiet selbst untersucht werden, werden die Lebensgemeinschaften von Gewässer und Aue von verschiedenen Institutionen und Fachleuten untersucht.
Als wesentliche Ergebnisse sind die quantitativ nachweisbare Erhöhung der Selbstreinigungskraft im strukturell verbesserten Zustand zu nennen, welche vor Inbetriebnahme der Kläranlagen jedoch für noch kritischere Güteverhältnisse sorgte als dies vor der Renaturierung der Fall war, vor allem aufgrund der Sauerstoffverhältnisse. Die Verbesserung der Abwassersituation erbrachte für die Gewässerchemie und die gewässergebundene Tier- und Pflanzenwelt einen erheblich größeren Fortschritt hin zu einem naturnahen Lebensraum.
b) Renaturierung Obere Oster
Förderung durch die EU, das Saarland und die Gemeinde Freisen
Im Rahmen dieses Projektes wurde die Oster oberhalb des Untersuchungsabschnittes zum E+E-Vorhaben renaturiert. Die Arbeitsgruppe der Universität Kaiserslautern hatte einmal die Aufgabe, die Planung fachlich zu begleiten und zu unterstützen sowie die Abstimmung mit dem wissenschaftlichen Begleitprogramm des E+E-Vorhabens sicherzustellen. Außerdem sollen die Veränderungen der Gewässerbeschaffenheit, der Biozönose und der morphologischen Strukturen untersucht werden. Dazu wurde u.a. eine zusätzliche Messstation zur Erfassung der wichtigsten Gewässergüteparameter eingerichtet sowie weitere Analysen im betroffenen Gewässerabschnitt vorgenommen. Die Umgestaltungsmaßnahmen wurden 1996 abgeschlossen. Seit 2000 ist auch durch die Inbetriebnahme einer Kläranlage die geregelte Abwasserbehandlung im Gebiet sichergestellt. Danach wurde deren Auswirkung auf den Stoffhaushalt und die Gewässerbesiedlung untersucht. Außerdem wurde die Eigendynamik des Bachbetts mittels Vermessungsdaten und Strukturgütebewertungsverfahren beobachtet.
Die Ergebnisse hinsichtlich Hydrochemie und Lebensgemeinschaften entsprechen und unterstützen die im E+E-Vorhaben gewonnenen Erkenntnisse. Die Eigendynamik hat durch die Entfernung des Verbaus einen wichtigen Anschub bekommen, bleibt aber bis zum Auftreten natürlicher Störelemente, i. d. R. durch eingetragenes Totholz, noch hinter der Zielvorstellung einer natürlichen räumlich-zeitlichen Dynamik zurück.