Fahrgemeinschaften – bald überregional?

MFP KL-West

Wie sich Fahrgemeinschaften organisieren und wie Mitfahrerparkplätze in Rheinland-Pfalz genutzt werden, stand im Fokus der Interviews im Winter 2014, die von der TU Kaiserslautern im Auftrag des Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur (ISIM) durchgeführt wurden. „Fahrgemeinschaften, die Mitfahrerparkplätze nutzen, sind heute schon zu Dritt unterwegs. Demgegenüber beträgt die durchschnittliche Besetzung sonst gerade einmal 1,2 Personen“, sagt Sascha Baron, Wissenschaftler an der TU Kaiserslautern. Interessant ist auch, dass die Anreise zu den Mitfahrerparkplätzen bis zu 10 % des Arbeitsweges ausmacht. „Der Umweg liegt im Durchschnitt bei 5 km, allerdings liegen die Mitfahrerparkplätze bis zu 19 km vom Wohnort entfernt. Das bedeutet, dass sie häufig auf dem Arbeitsweg liegen“ erklärt Baron. Rund 800 Personen wurden interviewt, etwa die Hälfte gab hierbei an, dass es ihnen schwer fällt, außerhalb ihrer Arbeitsstätte Fahrgemeinschaften zu finden. Genau hier setzt die aktuelle Projektphase an: Mit Hilfe der Vermittlungsplattform flinc.org/mfp können sich Pendlerinnen und Pendler auch per Smartphone und in Echtzeit finden. Es ist auch möglich, sich z. B. einen „Fahrplan“ für einen bestimmten Mitfahrerparkplatz anzeigen zu lassen. „So kann man vorab checken, ob man z. B. vom Mitfahrerparkplatz KL-West nach Ludwigshafen mitgenommen werden könnte“ sagt Benjamin Kirschner von flinc, „Das Ganze lebt natürlich vom Mitmachen“.

In den kommenden zwei Monaten sind die Forscher wieder an rund 17 Mitfahrerparkplätzen in Rheinland-Pfalz unterwegs, um die Pendlerinnen und Pendler zu ihren Erfahrungen mit dem neuen Angebot zu befragen. Die Interviews finden zwischen 5 Uhr und 8 Uhr morgens statt und dauern maximal 3 Minuten. Es geht jetzt darum zu bewerten, ob das neue digitale Angebot (flinc.org/mfp) genutzt wird und die Bildung von überregionalen Fahrgemeinschaften ermöglicht. Damit wollen die Forscher Personen erreichen, die bei verschiedenen Arbeitgebern am gleichen Ort beschäftigt sind und womöglich einen ähnlichen Anreiseweg haben, sich bislang aber nicht kennen. Hierin liegt nach Auffassung der Forscher das eigentliche Potenzial der neuen Technologie.

 

Hintergrundinformationen

Roadmap Interviews Mitfahrerparkplätze

21.05.2015: Kaiserslautern-West und Landstuhl

10.-11.06.2015: Sirzenich, Longuich und Salmtal (Region Trier)

16.-17.06.2015: Mendig, Metternich und Kaisersesch (Region Koblenz-Mayen)

23.-24.06.2015: Freimersheim, Nieder-Olm, Bad-Kreuznach und Ellerner-Weiher (Region Bad-Kreuznach / Mainz)

30.06.2015: Schwegenheim und Speyer-Nord

01.07.2015: Kaiserslautern-Centrum

07.07.2015: Neustadt-Süd und Neustadt-Hauptfriedhof

 

Hintergrund flinc.org/mfp

flinc ist ein kostenloses Mitfahrnetzwerk für flexible Mobilität in der Region. Gibt ein Nutzer sein Fahrtziel an, schlägt flinc ihnen die passende Mitfahrgelegenheit vor – automatisch, adressgenau und in Echtzeit. Jeden Monat sind über 650.000 Fahrten auf flinc verfügbar. Durch ein intelligentes Routen-Matching vermittelt flinc Mitfahrer entlang der ganzen Fahrerstrecke – auch auf Teilstrecken. Vertrauen ist alles: Mit persönlichen Profile und sozialer Vernetzung bietet flinc die zusätzliche Sicherheit eines Vertrauensnetzwerks. flinc ist ein Angebot für Smartphone (iOS, Android) und PC.

Hintergrund „KoPeMi“

Rheinland-Pfalz ist ein Flächen- und Pendlerland. Geschätzt eine Million Rheinland-Pfälzer (von rund zwei Millionen Erwerbstätigen) sind als Berufspendler mit dem Auto unterwegs. Theoretisch ließe sich diese Zahl durch Fahrgemeinschaften halbieren. Seit Ende der 1980er Jahre wurden in Rheinland-Pfalz bis heute rund 140 Mitfahrerparkplätze eingerichtet, die neben dem Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs ein sinnvolles Angebot zur Verkehrsreduzierung im motorisierten Individualverkehr darstellen.

Wie sich deren Nutzung im Detail darstellt, z. B. tageszeitlich, mit welchem Einzugsbereich und hinsichtlich der gebildeten Fahrgemeinschaften, ist bislang kaum bekannt.

Das Projekt „Kollektive Pendlerverkehre am Beispiel von Mitfahrerparkplätzen in Rheinland-Pfalz mit der Hilfe von Location-Based-Services (KoPeMi)“ setzt hier mit den folgenden Fragen an:

      Wie werden Fahrgemeinschaften und Mitfahrerparkplätze in Rheinland-Pfalz genutzt?

      Unterstützen Smartphones Fahrgemeinschaften?

      Welche Bündelungspotentiale können erzielt werden?

      Welche Effekte hat dies auf die Mobilität im ländlichen Raum?

 

Das Projekt wird durch das Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur (ISIM) gefördert. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch das Institut für Mobilität & Verkehr (imove) an der Technischen Universität Kaiserslautern. Weitere Projektpartner sind der Landesbetrieb Mobilität RLP und die Firma flinc.

Es gliedert sich in drei Phasen (Projektabschluss für Ende 2015 geplant):

1.    Bestimmung der Ausgangssituation: Interviews mit Pendlerinnen und Pendlern auf ausgewählten Mitfahrerparkplätzen in RLP (November – Dezember 2014),

2.    Implementierung der Mitfahrerparkplätze in die flinc-Technologie und Öffentlichkeitsarbeit (Februar – März 2015),

3.    Bestimmung der Wirksamkeit: Nachher-Interviews (zweite Maihälfte bis Ende Juli 2015) und laufende Beobachtung anonymer Nutzungsdaten (Februar – ca. September 2015).

Weitere Infos auf https://www.bauing.uni-kl.de/imove/forschung/kopemi/

Ansprechpartner

TU Kaiserslautern – imove:

Dipl.-Ing. Sascha Baron // 0631/205-4261 // E-Mail

flinc AG:

Benjamin Kirschner // 06151/39212360 // E-Mail

Bildanlage: Bildmaterial kann gerne angefordert werden.

Bildquelle: TU KaiserslauternàNutzung mit Quellenangabe für Pressezwecke gestattet.

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